Geschichte der Datschenbewegung

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Die ersten Datschen sind in Russland zu Peters I. Zeiten erschienen. Ursprünglich sind es die Höfe bei Petersburg gewesen, die der Zar seiner nächsten Umgebung für ihre Verdienste um den Staat geschenkt hat. Damals ist auch das Wort „Datsche“ zur Welt gekommen, es stammt von dem russischen Wort „давать“ (das heißt „geben“).

In den Datschen hat man sich nicht nur entspannt. Dort hat man Bälle veranstaltet, Salons geöffnet, die Datschen sind ein unentbehrlicher Teil des Bohemelebens gewesen. Hierher haben vermögenden Adligen verschiedene Dichter, Maler und Komponisten eingeladen. Die Datsche wurde von großen Klassikern wie Puschkin, Turgenew und Tschechow besungen. Zum Ende des XIX. Jahrhunderts bekam die Datsche den endgültigen Status einer Kult-Erscheinung. Für die Gestaltung eines Datschenurlaubes hat die ganze Industrie gearbeitet, die ausschließlich die Waren für das Leben in einer Datsche hergestellt hat: von den Fächern und Hüten für die feinen Damen bis zu den die Möbeln und Wasserklosetts.

Nach der russischen Revolution wurden viele Datschen zu Nutzen der Arbeiterklasse beschlagnahmt. Die Flächen wurden dem Proletariat für Urlaub zur Verfügung gestellt. Und da Platz für alle nicht reichte, konnten sich auf einer Datsche gleichzeitig nur 50 bis 70 Vertreter der werktätigen Massen erholen.
Ganz am Anfang der Stalin-Epoche durfte nur die oberste Führung Datschen besitzen. Die Ausnahmen wurden für bekannte Gelehrten, Schriftsteller, Komponisten, beste Melkerinnen und Bergarbeiter gemacht. Die Erlaubnis zum Besitz der eigenen Datscha war Anerkennung durch den Staat. Später haben die Behörden erlaubt, die so genannten gärtnerischen Genossenschaften zu gründen, wobei sie die Dimensionen der Datschenbauten streng bestimmt haben. Die Wohnfläche einer Datsche durfte nicht größer als 30 Quadratmeter sein.

Am Anfang der 60-er Jahre kam in die UdSSR das «Tauwetter», das unter anderem auch die Datschenbewegung betroffen hat. Die strengen Gesetze im Bereich Datschenbau wurden gemildert. Jetzt durfte und konnte jeder, der Wunsch hatte, sich ein Grundstück leisten. Freilich hatte die Kommunistische Partei immer noch Angst vor der Erscheinung des Privateigentums und die großen Bodenflächen durfte man immer noch nicht bekommen. Die maximale Fläche eines Grundstücks durfte damals nicht größer als 600 Quadratmeter sein.
Die Spitzenzeit des Datschenbooms waren die 80-er Jahre, als im Land die ersten Probleme mit der Lebensmittelversorgung entstanden. Unter den Bedingungen des totalen Defizits wurde eine eigene Datscha zur einzigen Möglichkeit, sich etwas Besseres als die grünen Tomaten aus dem sowjetischen Lebensmittelgeschäft zu leisten.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam der Kapitalismus und die Menschen fingen an Privateigentum zu schaffen. Es war die Keimzeit für die neue bürgerliche Klasse in Russland - . für die so genannten “neuen Russen”. Der Datschenbau hatte einen riesigen Aufschwung. Die von dem engen Rahmen der sowjetischen Normen befreiten „frischgebackenen Geschäftsleute“ haben angefangen, Schlösser und Festungen zu errichten, wobei sie sich nicht um Ausgaben kümmerten. Der höchste Luxus war für einen «neuen Russen» z. B. ein Mini-Zoo oder ein Schwimmbad mit Krokodilen in seiner Datsche. In diesen Jahren sind die jetzt in ganz Russland bekannten Datschensiedlungen der Millionäre und Staatsleute bei Moskau entstanden: Shukowka, Nikolina Gora, Barwicha. Der Name der bekanntesten Datschenregion ist Rubljowka, weil sie alle längs der Rubljowo-Uspenskaja Chaussee gelegen sind.

Aber für die meisten ist eine Datsche in erster Linie die einfachste und die bequemste Möglichkeit geblieben, ihre Urlaubszeit so zu gestalten, wie man es am Ende des 19. Jahrhunderts gemacht hat.

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